Das war wieder einer der Momente, der klar machte, dass es etwas Besonderes ist. Hier zu sein. In Neuseeland. Man wacht auf. Kein Wecker klingelt. Die Sonne weckt einen. Kitzelt förmlich. Sagt “Guten Morgen” und lädt einen zum Fotografieren ein. Die Stimmung an diesem Morgen am Lake Pukaki war beeindruckend. Wir hatten freie Sicht auf den Mt.Cook. Das Licht war so weich und vor den Bergen schwebten Zuckerwattewolken.
Es war so schön, dass wir eigentlich gar nicht weg wollten. Halb Zehn sollte in Twizel, einem Miniort 12 Kilometer entfernt vom Lake Pukaki, aber ein Kaki/Black Stilt Viewing stattfinden. Black Stilts sind Vögel. Da es sehr schwer ist ohne fremde Hilfe in der freien Natur zu überleben und sich fortzupflanzen, wurde in den Achtzigerjahren in Twizel eine Station zu Erhaltung des Vogels eingerichtet. Wir nahmen an einer dieser Führungen teil. Michelle ist nämlich Vogelnarr. Und das ist untertrieben ausgedrückt. Sie kennt sämliche Vogelnamen und ich bin inzwischen bestens informiert. Eigentlich habe ich nicht so eine innige Beziehung zu Vögeln, aber man lernt damit umzugehen – die Leidenschaft anderer zu teilen. Ich find es toll, wenn jemand sich für etwas besonders begeistern kann.
Nach einer Stunde war die Führung (15 Dollar kostete das Ganze – also zu verkraften) vorrüber und wir beschlossen in der beschaulichen Stadt Twizel etwas zu verweilen. Die Library war unser Ziel. Es gab freies Internet. Hier nutzte ich die Zeit, um Dailyfratze auf Stand zu bringen. Michael hatte mir hier kurz vorher schon zur Seite gestanden, dennoch dauerte es weitere drei Stunden bis alles glattgebügelt auf dem Schirm mit sämlichen Texten online war.
Twizel – eine Stadt, die wir ins Herz geschlossen haben. Wahrscheinlich wird kein weiterer Neuseelandreisender diese Leidenschaft mit uns teilen, aber dieser Ort war einfach zu beschaulich. Man kam aus der öffentlichen Toilette und wurde mit Country-Musik beschallt. Twizel verfügte nämlich über einen lokalen Radiosender, der sich direkt neben dem Klo befand. Und wir spielten ein wenig auf dem Spielplatz bzw. knipsten uns beim Blödrumspielen.
Am späten Nachmittag (es war heiß!!!) machten wir uns wieder auf die Flipflops. Ein richtiges Ziel hatten wir nicht. Wir wussten nur, dass wir irgendwann am nächsten Tag in Oamaru sein wollten. Lake Aviemore strahlte so blau vor sich hin, dass wir hier unser Nachtlager aufschlagen wollten. Über uns Strom-Mäste, die vor sich hinfunkten. War ganz schön unangenehm. Wir haben einfach den Laptop angeschaltet und ne halbe Stunde Musik aufgedreht. Unser Kuscheldecke (eigentlich zum Ausstopfen der unebenen Stellen unter der Matratze) nutzten wir als Picknick-Untergrund und bevor der Regen kam, stopften wir genüsslich unsere weichgewordenen (halt blöd ohne Kühlschrank) Sachen (Käse, Salami) in uns rein. Ich bereitete mir zusätzlich nen Salat zu und stellte mit Erschrecken fest, dass meine in Christchurch gekauften Tomaten am Verschimmeln waren. Wenn man nur ein kleines Budget zur Verfügung hat, ist das besonders ärgerlich. Ach ja, im See kühlten wir noch das von Silvester übrig gebliebene Radler, um es später im Auto zu vernichten (wobei wir es fast im See vergessen hätten).
Ich habe mal Vögel für eine Mappe gezeichnet (weil ich einen extrem beschissenen Mappenberater hatte), und seitdem nicht mehr so wirklich viel Enthusiasmus für Vögel... ^^
Kommentar schreiben