Heute hatte Käseguru Neil Geburtstag.

Jil - übrigens G (gesprochen Jih), weil sie eigentlich Grete heißt und das hier keiner aussprechen kann – hat nen fetten Karottenkuchen gebacken.

Chelsea hat noch Zimtrosinenbuns von umme Ecke besorgt. Übrigens hab ich hier endlich mal mit Maoris zu tun

Die Kerzen wurden schön angezündet.

Neil freute sich.

Und pustete die 39 Kerzen aus (die wie 57 aussehen sollten...dummerweise hat er nachgezählt und meinte, danke, bin erst 39 geworden).

Von draußen guckte so ne alte Dame durchs Fenster und starrte auf die übrig gebliebenen Köstlichkeiten. Mit Hundeblick. In Neuseeland isses so, dass man einfach freundlich auf sowas reagiert. Mitarbeiterin Michelle schnappte sich nen Teller, kloppte nen Kuchenstück drauf und brachte es der Dame zum Verzerren.

Heute ist auch noch die neue Wwooferin Doree gekommen. Ich weiß nicht. Muss erstmal ein paar Tage abwarten bis ich mir ein Urteil bilden mag. Was ich schon mal lustig fand: Beim Käseabbürsten heute meinte sie auf meine Frage hin, wo sie denn genau herkommt: “Arizona. Kennst du das?” Alles klar? Wollte erst sagen: "Komme aus Deutschland, kennst du das?"

So, heute durfte ich direkt in die Fabrik. Der Tag begann mit Anziehsachenrichten im Anziehsachenschrank, Basissäubern des Verkaufs- und Tastingrooms. Danach bin ich zu Dan und Jil (?) in den Käseproduktionssaal. Beides absolut seltsame Zeitgenossen. Er ein Tier von Mann, quasi Metzgerfigur und erst 28 Jahre alt und sie eine schroff grummelige vor vier Jahren nach Neuseeland eingewanderte Holländerin mit vier Kindern und einem Mann namens Klaas oder war es doch Jaap? War inzwischen ganz in Weiß gekleidet mit schluffigen Gummistiefeln bewaffnet, die erstmal durch Chlorwasser geschoben wurden, anschließend säuberte ich meine Hände mit Wasser und Hand-Sanetizer und dann musste ich sie nochmal in das Chlorwasserbecken tunken (was ich danach noch mindestens 50 Mal tat), um auch ja keine bösen Bakterien irgendwo hinzutragen. Hab ganz viel erfahren (insofern ich es verstanden habe...haha) von Pasteurisierung von Milch, Bakterien, Verdickung von Milch, Käseharfeschnitt, Salzbetupfen von Käselaiben zur Geschmacks- und Rindenbildung.

Gerüchten zufolge soll es in einer Käsefabrik ja stinken. Nee, ist aber nicht so.

Mein erster Tag in der OVER THE MOON (übrigens mit genialem Corporate Design ausgestattet... da lacht das Gestalterherz) Cheese Factory begann mit Verpacken von Käse. Jeden Tag flattern Bestellungen aus dem ganzen Land ein. Der heißeste Neukunde: Das Hilton in Auckland. Oha. Anschließend durfte ich Wände und Türen schrubben. Sue und Neil leiten neben der Cheese Factory auch die New Zealand Cheese School, in der man lernen kann, wie man zuhause Käse herstellen kann. Na ja, und heute war eine große Gruppe (ich glaube das waren Menschen, die bei Neuseelands größtem Dairy Milk Hersteller arbeiten) zu Gast, die auch durch die Herstellungsräume geführt werden sollte. Na ja, sollte halt alles blitzen und blinken. Später durfte ich zum Lunch hoch in den Seminarraum. Es gab wunderbar leckere Kalteundheißeplattesachen, von denen ich auch kosten durfte... Sue meinte zu mir, dass sie etwas später eine Übung mit Quark machen würden. Quark gibt es hier ja nicht wirklich zu kaufen und ist meilenweit davon entfernt populär zu sein. Na ja, und ich sollte als deutsches Vorzeigemodell erzählen, was wir in Deutschland dann alles so mit Quark anstellen. Tolle Wurst. Mag sowas ansich ja schon nicht, und dann auch noch auf Englisch. Im Endeffekt sind mir einige “Guten Tag”-Zurufe entgegengeschallt. Haha. Ich sagte Ihnen, dass wir Quark gerne zum Backen verwenden und dass wir es als Süßspeise mit Milch verrührt vorzugsweise mit allerlei Früchten essen, aber auch mit Kräutern, Salz, Pfeffer und Zwiebeln zu Kartoffeln essen. Die Aufgabe bestand übrigens darin Bällchen zu formen und diese mit Dingen zu garnieren, die ich wahrscheinlich niemals zu Quark essen würde. Das Wort BALL deutet schon darauf hin, dass die Konsistenz des Over the Moon-Quarks doch eine ganz andere war als bei uns. Um ehrlich zu sein: Das kann also doch gar kein Quark sein

Hab gepflegt im Auto residiert, mal wieder. Wollte keine 10 Dollar für eine Übernachtung bezahlen. Normal wären das ja nur fünf Euro, aber muss nun mal sparen und solang es rein kältetechnisch noch im Auto auszuhalten ist, muss das eben zum Drinpennen herhalten, auch wenn ich mir irgendwie Rückenschmerzen eingesackt habe. Die Huckelausgleichdecke unter der Matratze war wohl verrutscht.

Mein letzter (halber) Tag in Taupo. Hab die schnellste Dusche meines Lebens genossen im Superloo. Vier Minuten feuchtes Nass für zwei Dollar.

Hab zwei Kaffee-Walnuss-Muffins gekauft für mich und Alice. Abschiedsfrühstück.
Sonne und Schattenwechsel auf der Holzbank. Cheffin Beth getroffen (sie war am Wochenende auf Achse). Spricht immer noch schnell wie ein Blitz, konnte sie aber weitaus besser als noch im Dezember verstehen.

Tschüß Alice, tschüß Taupo.

Gegen Drei erreichte die die OVER THE MOON (www.overthemoondairy.co.nz) Cheese Factory in Puaturu. Hier will ich bis zum 22. April wwoofen. Und das hier, meine erst zweite Wwoofing-Station, sollte so ganz anders sein als meine erste. Kein Unkraut zupfen. Neee, aktives Mitarbeiten in der Käsefabrik. Von Putzen bis zur Käseherstellung.

Hatte einen wunderbaren Abend mit den Inhabern Sue und Neil. Entpuppten sich beide als ziemlich menschen – und geschichteninteressiert. So habe ich viel erzählt, während beide gespannt zuhörten. Später drehten wir den Spieß um, und wieder um, und wieder um. Neulich waren die beiden in den USA... sie haben schon so viele Preise gewonnen mit ihrem Käse. Vierzig verschiedene Sorten haben sie aktuell im Sortiment. Sue erzählte mir, dass sie auch Quark herstellen. Ich kippte vor Freude fast vom Stuhl.

Oh, und es gab zum Abendbrot so einen herrlich leckeren Kürbis. In Stücke geschnitten, mit Öl beträufelt und mit so nem superleckeren marokkanischem Gewürz getoppt. Crunchy! Es war so schön, schön, schön. War ganz hibbelig, was mich am nächsten Tag in der Factory erwarten würde...

Hab seit einiger Zeit zu zittern nicht mitm Geld auszukommen. Aber es ist auch frustrierend, wenn man sich nie mal was gönnt. Gönne mir höchtens mal Benzin und Essen – wie öde – spare ja auch schon seit Wochen Unterkunftskosten ein! Also habe ich es heute endlich mal getan und superglücklich über meine neuerworbenen Wohnungseinrichtungsgegenstände... (eher -ständchen...könnte ich ja sonst nicht mit nach Hause schleppen...

War noch bei Dick Smith mit meiner Festplatte, die schon wieder am Rumspinnen war. Lustigerweise kriegte ich die Meldung: Bitte formatieren Sie die Festplatte, damit Sie diese verwenden können. Tolle Wurst. Ist ja klar, was das für Konsequenzen hat. Formatieren = alle Daten futsch! Die Typen im Laden waren knauserig, irgendwie schien es so als dass sie mir doch am Ende helfen wollten und irgendwie rissen sie mir die Platte aus den Händen (nachdem sie mich vorher zu nem Typen geschickt hatten, der für die gleiche Leistung 80 Dollar haben wollte) und sie schienen irgendwie an die Daten zu kommen (ach neee, sollte ja erst nicht gehen), spielten alles auf ihren Rechner, um die Platte zu formatieren und die Daten zurück auf die Festplatte zu schieben...

Bin nach Alice' Schicht nochmal mit ihr in den einen Surferklottenladen. Wegen diesem lila Kleid. Alice fand es umwerfend. Okay, ich nahm es also und obendrauf noch ein weiteres Kleid von Roxy. Für umgerechnet 20 Euro. Ach, und nen grünmelierter Schal musste auch noch dabei sein. Uff. Ach, schick bin ich jetzt