Applaus Applaus, ein Tag vor Nikolaus. Aber nur in Deutschland. Hier gibt es so was nicht.
Ich sitze grad auf der Matratze des Blackcurrant Backpackers in Taupo. Matratze deshalb, weil nicht genügend Betten im großen Raum der „Hostelmitarbeiter“ vorhanden sind. Na ja, gibt Schlimmeres. Zum Beispiel Käsefüße. Irgendwie riecht es in diesen Mehrbettzimmern immer nach ihnen. Und die Matratze liegt leicht im Weg, Hoffe, keiner stolpert über mich, wenn gleich das Licht ausgeht. Na ja, geht ja eher an und aus und an und aus. Teile das Zimmer mit vier anderen, die hier im Hostel gegen freie Unterkunft zwei bzw. zweieinhalb Stunden am Tag arbeiten. In Nebenraum sind noch einmal zwei weitere Betten. Dort wohnen die Manager, die sich um Rezeption und all so Kram kümmern. Aber alles Menschen, die bald wieder weiterreisen werden. Manche sind schon seit Monaten hier. Ich könnte es ja nicht so lang an einem Ort aushalten.
Heute musste ich mich wieder mal von den Boardmans verabschieden. Zum zweiten Mal. Letztes Mal war ich noch traurig. Dieses Mal fand ich es eher total schade, weil man sich so aneinander gewöhnt hatte und ich es im Grunde noch länger hier hätte aushalten können. Aber ich kann der Familie nun nicht wochenlang auf der Tasche liegen. Nächste Woche wird auch Besuch aus Deutschland erwartet. Ich glaube Menschen aus Schwalenberg. Klein ist die Welt.
Manchmal bin ich etwas hin und hergerissen, was ich lieber will. In einer Familie wohnen, wo man das Alltagsleben mitbekommt und man gezwungen ist Englisch zu reden. Oder von Ort zu Ort, von Hostel zu Hostel zu reisen, wo man Menschen kennenlernen kann. Zweitere Variante ist halt erheblich teurer. Und irgendwie trifft man auch auf viele Spinner. Gerade die Deutschen geben sich beim Rumspinnen besonders viel Mühe.
Schon wieder unglaublich, wie viele Deutsche im Blackcurrant rumkrebsen. In meinem Zimmer hier wird auch ausschließlich Deutsch gesprochen. So viel zum Thema „Wenn du aus Neuseeland wiederkommst, kannste perfekt Englisch sprechen“. Na ja, wenn ich aus Neuseeland wiederkomme, weiß ich zumindest wie man kommuniziert, wenn man Laminat verlegen will, auf Englisch. GIVE mir mal den HAMMER, damit ich auf den BLOCK hauen kann, damit das BOARD passgenau sitzt. Aber es ist nicht möglich die Küchenzeile zu DISMANTLEn, weil alles fest miteinander verankert ist. BUGGER (damn), so ein Pech aber auch
Okay, will man also als perfekter English-Speaker zurückkommen, macht es Sinn das Familienleben zu erleben. Will man viel gesehen haben, reist man halt mehr, hat dabei sein Englisch aber höchstens entstaubt. Finde schon, dass ich mich verbessert habe, aber ich krieg noch Knoten in der Zunge, wenn es zu grammatikalisch wird. Glaub, ich muss auf Marina warten bis ich endlich jemanden finde, der mich berichtigen kann, haha…
Ich drifte langsam ab. Halb 3 heute bin ich in Taupo angekommen. Und schon Viertel Fünf habe ich mich mit Ariane getroffen. Sie verkauft ja momentan hier Eis. Wenn es gerade nicht regnet. Seit Tagen hat es scheinbar überall geregnet und so hatte sie heute noch nen freien Tag. Anfangs sah es noch nach nem grauen Tag aus… aber welch Wunder. Heute knallte die Sonne so was von stark. Hatte glatt vergessen mich einzucremen. Wir sind schön an der Lakefront langgeschlendert und haben uns an den vielen dampfenden Heißwasserstellen erfreut. Hatten wir gar nicht erwartet. Na ja, haben ansonsten noch um die Wette gequatscht und unsere Erlebnisse der letzten drei Wochen ausgetauscht.
Glaub, meine Augen fallen zu. Hier quatschen auch alle durcheinander. Bin gespannt, wie ich die nächsten Tage hier so empfinde. Morgen um Zehn werd ich jedenfalls erstmal putzen gehen. Vermutlich Bäder schrubben. Ich bin raus, Herr Nikolaus. Schnarch.