Irgendwie schon witzig. Mit jemandem gleichzeitig seinen Geburtstag zu feiern. Und so interessant gleichermaßen. Gegen halb 9 hab ich die Tür meines kleinen Appartments neben der Garage geschlossen, bin hoch über die Terrasse der Boardmans. Bob saß gerade auf der schwarzen Ledercouch, telefonierte mit Tochter Katie-Jayne, die ja gerade in Detmold zur Schule geht. Wahrscheinlich hatte sie angerufen, um ihrer Mutter zu gratulieren. Helen stand in der Küche und packte ihre breitestes Grinsen aus als sie mich erblickte. Wir liefen aufeinander zu und umarmten uns fest. Hach, ich fand das so ergreifend. Ich zückte meine Tüte und Bob legte mir ein kleines Geschenk hin. Ich bin nun Besitzer eines genialen Rotorua/New Zealand Patches. Werd ich mir erstmal auf meinen Rucksack nähen. Und ich steh auch noch voll auf so einen Kram! Helen sagte, dass sie mir einen Spaziergang um den Blue Lake schenkt und das konnte ich natürlich nicht abschlagen. Gut, wir haben am Abend schon darüber gesprochen, deshalb freute ich mich ja auch so. Der Himmel war eher grau an diesem Montag, den 30.11. Allerdings war es kein Össelgrau wie ich es aus Deutschland zu dieser Zeit kenne, es war ein hellgrau. Als wir losfuhren begann es leicht zu schnippeln. Aber nur leicht. Fühlte sich fast angenehm an. Wir fuhren durch eine wunderschöne Landschaft und erreichten gegen halb 11 den Blue Lake (nördlich von Rotorua), der durch den hellgrauen Himmel und den IRREN (!!!) Nebel nur ansatzweise sein Blau durchschimmern ließ. Kein Mensch weit und breit, nur wir und unsere Spiegelbilder. Das Wasser war GLASKLAR.
Nü ja, so sind wir losmarschiert, um den See zu umkreisen. Eigentlich kann man die Atmosphäre, die dort herrschte kaum beschreiben. Der Himmel zog sich etwas zu, was dazu führte, dass der See und der bergige Wald dahinter wie aus nem Bilderbuch anfing zu dampfen. Ich sammelte auf dem Waldpfad ein paar außergewöhnliche Blätter und Blüten auf und ich brachte Helen ein paar deutsche Wörter bei. Was sie bisher am besten aussprechen kann, ist PROOOOST! Wenn etwas eklig ist, sagt man hier übrigens nicht IIIIH, sondern ÜÜÜÜH!
Als die Hälfte des Sees umkreist war, erblickten wir den Green Lake, der bei Sonnenschein halt grün funkeln soll. Wir trafen zum zweiten Mal auf die gleiche Frau und wir zogen uns unsere Regenjacken an, weil der Regen etwas stärker wurde.
Mussten für das letzte Ende auch die Straße nehmen, was aber auch nicht weiter schlimm war. Wir begegneten ansonsten nur einem überfahrenen Tier. Und ich glaube ein Auto fuhr an uns vorbei.
Nach etwa zwei Stunden stiegen wir dann wieder ins Auto und Helen zeigte mir noch ein paar andere tolle Fleckchen. Hier gibt es aber auch unendlich viele Seen, unglaublich. Es ist so schön, wenn einen Einheimische herumführen, denn solche Fleckchen wie ich sie an meinem Geburtstag gesehen habe, stehen halt eben nicht in den Reiseführern drin und ich brauche manchmal eben nicht mehr als nen ruhigen See inklusive einer netten Begleitung.
Helen wollte mich dann noch zum Essen einladen, aber das Café, was wir aufsuchten, hatte den dem Tag leider geschlossen.
Deshalb entscheiden wir uns in die Stadt zu fahren. Landeten im FAT DOG. Fand das Haus schon von außen sympathisch. Es leuchtete prunkvoll in einem Gelbgrünblau und Innen sah es nicht weniger farbenfroh aus. Kontrastprogramm zum Wetter also.
Ah, ne Bombe! Karottentorte...
Das Klo!!!
Hab mal was für mich total Außergewöhnliches probiert: Süßkartoffelwetches. Eigentlich wollten wir beide Hühnchen essen, aber da es inzwischen schon nach Zwei Uhr war, hatten die nur noch ein Hühnchengericht über… so haben wir zwei unterschiedliche Essen bestellt und es untereinander aufgeteilt. Helen ist übrigens 52 geworden, was man ihr aber so gar nicht anmerkt. Sie gehört zur Sorte Menschen, die echt auch jeden Mist mitmachen. Die Boardmans sind übrigens auch ziemlich religiös. Vor jedem Mahl wird gebetet. Früher wusste ich nicht, wie ich mit so was umgehen soll, da ich eben lediglich an gute Schokolade oder so glaube, aber es ist toll zu sehen, dass solange man sich respektiert und man den Glauben oder Nichtglauben des anderen akzeptiert prächtig miteinander auskommen kann.
Als wir wieder zurück in der Hall Road waren, verlegte Bob gerade die zwölfte Reihe Laminat. Er ist schon seit Wochen am Vorbereiten und hat sich diese Woche fürs Verlegen Urlaub genommen. Nehme ich mal an. Weil er ja normal arbeitet. Ich wagte einen Blick nach unten und traute meinen Augen nicht. Ich musste ihm sagen, dass er noch mal von vorne anfangen muss. Er hatte es versäumt die erste Reihe passgenau zu legen, dadurch hatten sich in jeder weiteren Reihe Ritzen gebildet. Am Anfang noch minimal, in Reihe 12 waren die Bretter nur noch am Springen. Man klickt das Laminat hier nicht wie bei uns an der kurzen Seite ein, man legt es übereinander. Ich bot meine Hilfe an und so begannen wir erneut bei Reihe 1 und ab Reihe 3 schon legte Bob ein erstauntes Lächeln auf uns sagte, dass er mir sehr dankbar sei, dass ich das so hingekriegt habe. Ohne mich wäre das Ganze hier wohl ein Desaster geworden. Na ja, ich freute mich darüber mal rumwerkeln zu können. In mir steckt ja schon ein kleiner Handwerker, bin halt immer nur genervt von den Kleinfummelarbeiten wie abkleben oder so, haha…. Und es war mal gut, dass ich mein Hirn massieren konnte. Na ja, wir schafften an diesem Abend noch 15 Reihen und genossen später das Essen der Kinder Peter und Kristy. Hier wird nämlich jedes Familienmitglied von einem anderen Familienmitglied bekocht, wenn man Geburtstag hat. Uns es gibt immer mindestens zwei Gänge. Hauptgang war Nudeln mit leckerer Bolognese. Zum Nachtisch gab es heute Apple Crumble. Halt süß, aber ich ließ mich nicht lumpen
Prost und hach… es war echt einer der tollsten Geburtstage, die ich bisher erlebt habe. Aber: AtTWENtion! Kann die 30 schon riechen. Frechheit